OPEC+ Entscheidung und geopolitischen Spannungen im Fokus

Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn zugelegt, nachdem die OPEC+ ihre Entscheidung zur geplanten Produktionsanhebung nochmals um einen Monat verschoben hat. Parallel dazu haben sich die Spannungen im Nahen Osten zwischen Iran und Israel verstärkt, was zusätzliche Unsicherheit in die Märkte bringt. In dieser Woche richten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf mehrere Schlüsselereignisse, darunter die US-Präsidentschaftswahlen, die kommende Sitzung der US-Notenbank Fed und das Treffen des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses in China.

Die OPEC+ kündigte am Sonntag an, dass die geplante Erhöhung der Ölproduktion um 180.000 Barrel pro Tag (B/T) nicht wie vorgesehen Anfang Dezember, sondern erst im Januar stattfinden soll. Analysten von ING bewerten diese Entscheidung als Zeichen, dass die OPEC+ möglicherweise entschlossener ist, die Preise zu stützen, als bisher angenommen. Laut den Analysten ändert die Verschiebung zwar nichts an den grundlegenden Marktbedingungen, könnte aber die Sichtweise der Marktteilnehmer auf die Strategie der OPEC+ beeinflussen. Jedoch ist fraglich, wie wirksam diese Massnahme in Hinblick auf die mittelfristigen Marktaussichten sein wird. Die Entscheidung kam für viele Marktbeobachter nicht überraschend. Da für das kommende Jahr weiterhin ein deutlicher Angebotsüberschuss erwartet wird, könnte die Verschiebung der Kürzungsrücknahme nur eine kurzfristige Stützung bieten, bevor sich das Überangebot wieder bemerkbar macht.

UBS-Ölmarktanalyst Giovanni Staunovo sieht in dem Schritt der OPEC+ lediglich eine „moderat bullishe“ Wirkung. Seiner Meinung nach wird sich der Markt in erster Linie auf die politischen Entwicklungen und die Reaktion Irans auf die israelischen Angriffe konzentrieren, ebenso wie auf den Ausgang der US-Wahlen. Jorge Leon von Rystad Energy stimmt zu und hält es angesichts der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen für sinnvoll, dass die OPEC+ ihre Produktionsanhebung vorsichtig verzögert.

Über das Wochenende hat der Iran seine Drohungen gegenüber Israel intensiviert und Vergeltung für jüngste Angriffe angekündigt. Während einige US-Medien einen möglichen Angriff noch vor den Wahlen am 5. November für wahrscheinlich halten, vermuten andere, dass Iran erst danach reagieren könnte. Helima Croft von RBC Capital Markets betont, dass ein fortwährender Zyklus von Vergeltungsschlägen zwischen beiden Ländern das Risiko von Angriffen auf Ölanlagen erhöht.

In den USA steht am Dienstag die Präsidentschaftswahl an. Der Wahlkampf zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem ehemaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump gestaltet sich als knapp. Laut aktuellen Prognosen liegt Trump leicht vorne, was für die Ölmärkte erhebliche Konsequenzen hätte. Eine Rückkehr Trumps ins Weisse Haus könnte durch verschärfte Sanktionen gegenüber Ländern wie Iran und Venezuela sowie durch eine protektionistische Wirtschaftspolitik weitere Auswirkungen auf die Ölpreise haben.

Parallel zur Wahl steht am Donnerstagabend eine Zinsentscheidung der US-Notenbank an. Marktteilnehmer erwarten, dass die Fed ihren Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte senken könnte, insbesondere falls Unsicherheiten nach der Wahl zunehmen.

Börsendaten 04.11.2024 um 08:30

ICE-Gasoil NOV: 677.75

ICE-Brent JAN: 74.33

NY-Rohöl WTI DEZ: 70.72

US-Dollar/CHF: 0.8653

Rheinfracht nach Basel: 25.00

Israel-Iran-Konflikt und US-Arbeitsmarktdaten im Fokus – Ölpreise bleiben volatil

Zum Wochenbeginn sorgte die Tatsache, dass Israel bei seinem Vergeltungsangriff am Samstag die iranischen Ölanlagen unversehrt gelassen hatte, zusammen mit Irans zunächst moderater Reaktion für fallende Ölpreise an den internationalen Börsen. Am Donnerstagabend jedoch stiegen die Preise für Brent und WTI wieder leicht an, da Marktakteure angesichts neuer Berichte über mögliche iranische Vergeltungsschläge erneut eine geopolitische Risikoprämie einkalkulierten.

Die Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Rohölpreise die Verluste von Freitag auf Montag vor dem Wochenende möglicherweise wieder aufholen könnten. Dennoch bleibt die Wahrscheinlichkeit gering, dass dies in eine längerfristige Preisrally mündet. „Der Markt kann die potenziellen Spannungen im Nahen Osten nicht ignorieren, aber es ist mittlerweile offensichtlich, dass weder Israel noch der Iran riskieren würden, durch unüberlegte Aktionen eine umfassendere Eskalation herbeizuführen“, kommentierte Vandana Hari, Gründerin von Vanda Insights.

In der kommenden Woche könnten die Finanzmärkte und insbesondere die Ölbörsen erneut durch mehrere Ereignisse beeinflusst werden. Neben dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahl am 5. November und dem anstehenden Zinsentscheid des Offenmarktausschusses der US-Notenbank könnte auch die OPEC+ eine entscheidende Rolle spielen. Obwohl das nächste reguläre Treffen der OPEC und ihrer Partner erst Anfang Dezember stattfindet, wird spekuliert, dass die Allianz bereits in den kommenden Tagen eine Verzögerung der geplanten Produktionssteigerung ankündigen könnte.

Ein solcher Schritt wäre zwar grundsätzlich preistreibend, könnte von den Märkten jedoch ebenso als Hinweis auf eine schwache Nachfrageentwicklung interpretiert werden – ein Umstand, der vor allem die Lage in China betrifft. Trotz verschiedener wirtschaftlicher Stützungsmassnahmen der chinesischen Regierung und des ersten Wachstums im Einkaufsmanagerindex für die Industrie seit sechs Monaten bleibt der Optimismus der Marktteilnehmer gedämpft. Die Unsicherheit über Chinas Nachfragepotenzial könnte schnell wieder zunehmen, falls die nächsten Konjunkturdaten enttäuschen sollten.

Bevor die Trader jedoch nächste Woche die langfristigen Entwicklungen berücksichtigen, liegt der Fokus bis zum Wochenende auf neuen Informationen zum Iran-Israel-Konflikt und den bevorstehenden US-Arbeitsmarktdaten für Oktober, die am Freitagnachmittag veröffentlicht werden. Diese Daten könnten sowohl die Erwartungen hinsichtlich der US-Nachfrage als auch die Spekulationen über die zukünftige Zinspolitik der Fed beeinflussen. Bis dahin bleiben die Ölfutures zunächst in der Nähe ihrer Tageshochs, was auf ein anhaltendes Aufwärtspotenzial bei den Inlandspreisen hindeutet.

Börsendaten 01.11.2024 um 08:30
ICE-Gasoil NOV: 680.25
ICE-Brent DEZ: 74.22
NY-Rohöl WTI DEZ: 70.72
US-Dollar/CHF: 0.8643
Rheinfracht nach Basel: 25.00

Starker Aufwind

Die letzten 24 Stunden hatten die Kurse starken Rückenwind. Chinas Kraftstoffexporte werden im kommenden November niedriger als erwartet. Zudem plant die USA weitere Rückkäufe ihrer strategischen Reserven.

Davon abgesehen werden die US-Präsidentschaftswahlen und die Zinssitzung der Fed in der kommenden Woche wichtige Ereignisse sein, die am Ölmarkt für Turbulenzen sorgen könnten. Allerdings könnte sich auch die OPEC+ in den Vordergrund drängen, denn aus den Reihen der Allianz hieß es gestern, die ab Dezember geplanten Produktionssteigerungen könnten noch einmal vertagt werden.

Der tiefe US-Dollar, sowie die tiefen Rheinfrachten wirken etwas dagegen. Die nächste Woche wird spannend und wohl auch ereignisreich. Die Lieferkapazitäten sind aufgrund sehr hoher Nachfrage weiterhin stark belastet. Unsere momentane Empfehlung lautet daher: Jetzt vom weiterhin sehr attraktiven Preisniveau profitieren und den Bedarf bis Ende Jahr absichern. Eine Lieferung im Dezember ist ohne Aufschlag möglich und entlastet die momentan angespannte Liefersituation.

Börsendaten 31.10.2024 um 08:45

ICE-Gasoil November : 660.25

ICE-Brent Dezember: 72.63

NY-Rohöl WTI Dezember: 68.74

US-Dollar/CHF: 0.8652

Rheinfracht nach Basel: 24.50

Ölmarkt unter Druck: Geopolitische Entspannung und Angebotsfragen senken Preise

Die Preisrückgänge an den Ölmärkten, die bereits am Montag begonnen hatten, setzten sich am gestrigen Dienstag weiter fort. Der wesentliche Grund hierfür lag in der reduzierten geopolitischen Risikoprämie. Nachdem Israel bei seinem Vergeltungsschlag für den Raketenangriff Irans am 1. Oktober die iranischen Atom- und Ölanlagen verschont hatte, bauten Marktteilnehmer die Risikoaufschläge grösstenteils wieder ab. Gestern verstärkten sich zudem die Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon, was das Preisniveau weiter sinken liess.

Laut Analyst Yeap Jun Rong von IG scheint ein Waffenstillstandsabkommen im Nahen Osten in greifbare Nähe zu rücken, wodurch das Risiko einer Eskalation mit möglichen Auswirkungen auf die Ölproduktion abnimmt. Gleichzeitig beharrt die OPEC+ auf ihren Produktionskürzungen. Allerdings weist Jun Rong darauf hin, dass der abrupte Preisrückgang seit Wochenbeginn eine Stabilisierung nötig machen könnte. Trotz dieser Einschätzung rechnet er nur mit einer begrenzten Erholung der Ölpreise, da es derzeit an positiven Impulsen für eine nachhaltigere Aufwärtsbewegung fehlt.

Die OPEC+ wird voraussichtlich bis zur nächsten Sitzung am 2. Dezember abwarten, wie sich die Entwicklungen im Nahen Osten und die US-Präsidentschaftswahlen gestalten. Auch die geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve, die voraussichtlich im November den Leitzins senken wird, könnten Einfluss nehmen. So lange bleibt die Marktaufmerksamkeit auf die Angebotslage in den USA gerichtet, die der wöchentliche DOE-Ölbericht heute Nachmittag um 15:30 Uhr detailliert darlegen wird.

Auch wenn die Fundamentaldaten dadurch etwas gestützt werden könnten, reichen diese Entwicklungen nicht für eine insgesamt positive Markteinschätzung. Sollte sich die Lage im Nahen Osten stabilisieren, bleibt der Ölmarkt grundsätzlich eher unter Druck. Für die Inlandspreise gibt es aktuell noch keine eindeutige Richtung.

Börsendaten 30.10.2024 um 08:42

ICE-Gasoil NOV: 645.75$
ICE-Brent DEZ: 71.56$
NY-Rohöl WTI DEZ: 67.71$
US-Dollar/CHF: 0.8671

Rheinfracht nach Basel: 24.50

Preisrückgang am Ölmarkt

Zu Beginn der Woche hat sich die geopolitische Risikoprämie am Ölmarkt deutlich abgeschwächt, da viele Marktteilnehmer eine direkte Eskalation zwischen Iran und Israel derzeit für unwahrscheinlich halten. Allerdings bleibt das Risiko bestehen und könnte sogar unterschätzt werden. Phil Flynn von der Price Futures Group erklärt, dass trotz des Rückgangs der Prämien „die geopolitischen Risiken weiterhin hoch sind“ und die Marktstimmung stark von aktuellen Schlagzeilen beeinflusst wird.

Die Ankündigung Irans, im Ernstfall „alle verfügbaren Mittel“ zur Verteidigung zu nutzen, deutet auf ein vorhandenes Eskalationspotenzial hin. Der tatsächliche Einfluss auf den Markt hängt jedoch davon ab, ob und wie stark der Iran reagiert. Die Händler sind vorerst erleichtert, dass die jüngsten israelischen Luftangriffe am Wochenende keine direkten Auswirkungen auf die Ölversorgung aus der Region hatten.

Hiroyuki Kikukawa von NS Trading betont, dass der Markt momentan von einer vorübergehenden Stabilisierung der Lage ausgeht, sodass sich die Händler wieder verstärkt auf die Marktgrundlagen konzentrieren. Ein Bericht der ING bewertet diese als überwiegend bearish. Die USA planen, ihre strategischen Ölreserven erst ab Mai 2025 aufzufüllen, was kaum Einfluss auf die aktuelle Marktsituation hat. Zusätzlich plant die OPEC+ eine Produktionssteigerung um 180’000 Barrel pro Tag ab Dezember.

Insgesamt fehlen derzeit Nachrichten, die eine bullishe Stimmung am Markt auslösen könnten.

Börsendaten 29.10.2024 um 09:15 Uhr

ICE-Gasoil NOV: 640.00 $

ICE-Brent DEZ: 71.60 $

NY-Rohöl WTI DEZ: 67.54 $

US-Dollar/CHF: 0.8664

Rheinfracht nach Basel: 23.00

Schwache Nachfrageaussichten rücken wieder in den Fokus

Der Angriff Israels auf den Iran am vergangenen Wochenende kam für den Markt wenig überraschend, da bereits seit Wochen mit einer Reaktion auf die vorangegangenen Spannungen gerechnet wurde. Nun analysieren die Marktteilnehmer die Art der Durchführung, die von vielen als Zeichen einer möglichen Deeskalation gewertet wird.

Der Angriff selbst wird allgemein nicht als schwerwiegend genug eingeschätzt, um eine Eskalation zwischen den beiden Ländern weiter voranzutreiben. Insbesondere blieb der befürchtete Schlag gegen iranische Atom- oder Öl-Infrastrukturen aus, was eine unmittelbare Bedrohung für das globale Ölangebot hätte darstellen können. Aus diesem Grund haben die Marktteilnehmer in der Nacht einen grossen Teil der zuvor eingepreisten geopolitischen Risikoprämie wieder abgebaut.

Mit dem Rückgang des geopolitischen Risikos im Nahen Osten richtet sich der Fokus nun wieder verstärkt auf die tatsächliche Versorgungslage. In diesem Zusammenhang trüben die aktuellen Nachfragedaten aus Asien die Aussichten auf eine positive Preisentwicklung. Der bisher für 2024 verzeichnete Bedarf liegt unter dem Niveau des Vorjahres, was insbesondere in Hinblick auf eine mögliche Überversorgung im Jahr 2025 für eine eher bärische Stimmung am Markt sorgt. Vor diesem Hintergrund hat Citi bereits seine Rohölpreisprognose für die kommenden drei Monate von 74 auf 70 US-Dollar pro Barrel nach unten korrigiert.

Nun richtet sich die Aufmerksamkeit darauf, wie der Iran auf den israelischen Angriff reagieren wird. Ein direkter Gegenschlag wird momentan von vielen nicht erwartet, jedoch bleiben die Spannungen zwischen Israel sowie der Hamas und Hisbollah auf einem hohen Niveau. Auch die Entscheidung der OPEC+, die geplante Produktionssteigerung um 180.000 Barrel pro Tag im Dezember zu verschieben, gewinnt wieder an Relevanz, da ein niedrigeres Preisniveau solche Massnahmen begünstigen könnte.

Börsendaten 28.10.2024 um 08:43

ICE-Gasoil NOV: 652.50

ICE-Brent DEZ: 73.02

NY-Rohöl WTI DEZ: 68.75

US-Dollar/CHF: 0.8678

Rheinfracht nach Basel: 20.25

Ölpreise stabil trotz eskalierender Nahost-Konflikte und unsicherer Konjunkturimpulse

Die Bemühungen internationaler Vermittler, insbesondere der USA und Katar, um eine Wiederaufnahme der Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Israel und der Hamas (und in jüngster Zeit auch der Hisbollah), haben bislang nur wenig Einfluss auf die aktuellen Rohölpreise an den Börsen ICE und NYMEX. Grund dafür ist vor allem, dass die Kampfhandlungen in der Region eher intensiver werden und beide Seiten – Israel und die Hamas – sich gegenseitig dafür verantwortlich machen, dass Verhandlungen blockiert werden. Hinzu kommt die Ankündigung Israels, auf den Raketenangriff vom 1. Oktober durch den Iran militärisch zu reagieren, was die Lage zusätzlich angespannt hält.

Laut Tony Sycamore, Analyst bei ING, wirken sich die diplomatischen Initiativen bislang kaum auf die Ölpreise aus. Er erwartet den angemessenen Preis für WTI-Rohöl derzeit bei etwa 70 USD, da noch weitere Einflüsse auf die Preise warten, wie beispielsweise das Ergebnis der Tagung des Ständigen Ausschusses des chinesischen Volkskongresses und die Reaktion Israels auf die iranische Attacke vom Oktober. Am Donnerstag fiel der Preis für US-Rohöl kurzfristig unter die Marke von 70 USD, lag jedoch beim Handelsschluss mit 70.19 USD wieder knapp darüber und hielt sich damit über dieser wichtigen psychologischen Schwelle.

Auch die wirtschaftlichen Impulse aus China, die die Regierung kürzlich zur Förderung des Wachstums des weltgrössten Rohöl-Importeurs beschlossen hatte, wurden von den Marktteilnehmern mit einer gewissen Skepsis aufgenommen. Unsicherheiten über die tatsächliche Wirksamkeit dieser Massnahmen sorgen weiterhin für Volatilität und beeinflussen das Interesse am Rohölmarkt.

In den USA rückt die Präsidentschaftswahl näher, deren Ausgang grosse Auswirkungen auf die internationalen Handelsbeziehungen haben könnte. Daher bleiben die Positionierungen am Markt vorerst verhalten, da sich die Anleger in dieser unsicheren Phase in alle Richtungen absichern. Zudem steht direkt nach der Wahl das nächste Treffen des Offenmarktausschusses der Fed an, bei dem über eine mögliche Zinssenkung entschieden wird. Eine weitere Zinssenkung gilt unter Marktteilnehmern fast schon als sicher.

Die Rohöl-Futures starteten heute Morgen etwas höher als die Tiefststände vom Vortag, testen nun jedoch die ersten Unterstützungsmarken. Dies lässt auf ein Potenzial für leichte Preissenkungen bei den Inlandspreisen im Vergleich zu den gestrigen Preisen schliessen.

Börsendaten 25.10.2024 um 08:49

ICE-Gasoil NOV: 664.50$
ICE-Brent DEZ: 74.70$
NY-Rohöl WTI DEZ: 70.51$
US-Dollar/CHF: 0.8659

Rheinfracht nach Basel: 19.50

US-Wahlen rücken in den Fokus

In den kommenden zwei Wochen werden die US-Präsidentschaftswahlen, sowie der nächste Zinsentscheid der Fed, die Karten für die Finanzmärkte im Allgemeinen und die Ölmärkte im Speziellen wieder neu mischen. Heute Morgen bleibt der Blick der Marktteilnehmer allerdings erst einmal auf den Nahen Osten gerichtet. Die Ölfutures testen heute Morgen auch schon wieder die Vortageshochs. Im Nahen Osten ist US-Aussenminister Antony Blinken seit Dienstag auf diplomatischer Mission unterwegs, um die Verhandlungen über einen möglichen Waffenstillstand Israels mit der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon erneut ins Rollen und hoffentlich auch zum Abschluss zu bringen.

Die aktuellen Umfragen und Prognosen in den USA zeigen noch keinen Vorteil für einen der Kandidaten. Klar ist nur: Die beiden Kontrahenten haben eine sehr unterschiedliche Agenda, welche unterschiedliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben wird. Beide Kandidaten befassen sich mit der Inflation, einem zentralen Thema für die Wähler. Kamala Harris hat Massnahmen vorgeschlagen, um „übermässige“ Lebensmittelpreise zu regulieren und Wohnraum, besonders für Erstkäufer, erschwinglicher zu machen. Donald Trump setzt auf Energieproduktion und Steuersenkungen, um die Lebenshaltungskosten zu senken. Beide Programme dürften jedoch das bereits rekordhohe Haushaltsdefizit weiter verschärfen, das in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 6% über dem BIP liegen wird.

Trumps protektionistische Handelspolitik, insbesondere seine geplanten Zollerhöhungen, könnte den globalen Handel stark beeinträchtigen. Für Schweizer Unternehmen, die auf offene internationale Märkte angewiesen sind, entstehen dadurch Unsicherheiten. Auch Harris‘ gemässigterer Ansatz steht unter starkem geopolitischem Druck und der Herausforderung, die globale Ordnung zu reformieren.

Beide Szenarien hinsichtlich des Wahlergebnisses haben weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Rohstoffmarkt, in erster Linie durch den Einfluss auf den US-Dollar. Die Fiskal- und Geldpolitik beeinflusst die Entwicklung des Dollars, welche sich indirekt auf die Rohstoffpreise auswirkt. Ein stärkerer Dollar verteuert in der Regel die Rohstoffe für Käufer, die andere Währungen nutzen. Dies kann einen Rückgang der Nachfrage bewirken. Umgekehrt könnte ein schwächerer Dollar die Nachfrage nach US-Rohstoffen ansteigen lassen.

Einiges spricht dafür, dass beide Szenarien zunächst eine Schwächung des US-Dollars nach sich ziehen, doch die Entwicklung wird von der Geldpolitik im Verhältnis zum Wachstum und den Inflationsaussichten bestimmt.

Börsendaten 24.10.2024 um 08:40

ICE-Gasoil November : 674.50

ICE-Brent Dezember: 75.70

NY-Rohöl WTI Dezember: 71.55

US-Dollar/CHF: 0.8662

Rheinfracht nach Basel: 19.50

Ölmarkt in Bewegung

Die Öl-Futures an der ICE und der NYMEX setzten am gestrigen Dienstag ihre Aufwärtskorrektur fort, die bereits zu Wochenbeginn begonnen hatte. Dabei überschritt der Preis für die Nordsee-Rohölsorte Brent wieder die psychologisch wichtige Marke von 75 US-Dollar pro Barrel.

Laut dem Analysten Yeap Jun Rong von IG sind die kürzlich angekündigten Massnahmen der chinesischen Regierung zur Stärkung der heimischen Wirtschaft ein wesentlicher Faktor für den Preisanstieg zu Beginn der Woche. Yeap betont, dass diese Massnahmen zu einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage führen könnten, was eine nachhaltigere Erholung begünstigen und die Ölnachfrage positiv beeinflussen dürfte. Gleichzeitig hätten Marktteilnehmer jedoch auch die Aussicht einkalkuliert, dass der Konflikt im Nahen Osten länger andauern könnte.

Die Analysten der ING Bank unterstreichen ebenfalls die Bedeutung des Nahostkonflikts. Obwohl der Besuch von US-Aussenminister Antony Blinken in der Region bislang keine konkreten Ergebnisse im Hinblick auf einen möglichen Waffenstillstand im Gazastreifen oder den Konflikt Israels mit der Hisbollah gebracht hat, warten die Märkte weiterhin auf Israels Reaktion auf den iranischen Raketenangriff vom 1. Oktober. Noch bleibt unklar, ob Israel sich dafür entscheidet, die iranische Ölinfrastruktur aus möglichen Vergeltungsmassnahmen herauszuhalten, was das Risiko von Angebotsstörungen reduzieren könnte.

Kurzfristig steht heute der offizielle Ölbestandsbericht des US-Energieministeriums (DOE) im Zentrum der Aufmerksamkeit. Experten und das American Petroleum Institute (API) erwarten für die Woche zum 18. Oktober einen Anstieg der landesweiten Rohölbestände sowie einen Rückgang der Destillat- und Benzinvorräte. Darüber hinaus dürfte von Interesse sein, ob die US-Rohölproduktion weiter zugenommen hat, nachdem sie in der Vorwoche mit 13,5 Mio. Barrel pro Tag einen Rekordwert erreicht hatte. Ein erneuter Anstieg der Produktion sowie eine schwächere Nachfrage könnten sich preisdrückend auswirken.

Am Mittwochmorgen hielten sich die Öl-Futures an der ICE und der NYMEX nahe den Höchstständen vom Vortag. Dies deutet auch für die Inlandspreise auf weiteres Aufwärtspotenzial hin, im Vergleich zu den gestrigen Erhebungspreisen.

Börsendaten 23.10.2024 um 08:40
ICE-Gasoil NOV: 672.25
ICE-Brent DEZ: 75.58
NY-Rohöl WTI NOV: 71.29
US-Dollar/CHF: 0.8671
Rheinfracht nach Basel: 19.00

Langfristig bearishen Faktoren und kurzfristig bullishe Risiken

Fundamental bleibt die Lage zu Beginn der Woche neutral. In der vergangenen Woche hatten die Ölnotierungen um mehr als sieben Prozent nachgegeben, bedingt durch anhaltende Sorgen um die schwache Nachfrageentwicklung in China und eine reduzierte Risikoprämie im Nahen Osten.

Ein wesentlicher Grund für den Preisrückgang war die Ankündigung Israels, im Falle eines möglichen Angriffs auf den Iran dessen Atom- und Energieanlagen zu verschonen. Dies verringerte die Befürchtung eines grösseren Angebotsausfalls, was den Abwärtsdruck auf die Preise verstärkte. Allerdings haben sich die Auseinandersetzungen mit der vom Iran unterstützten Hisbollah über das Wochenende intensiviert. Am Samstag kam es zu einem Vorfall, bei dem eine Drohne der Hisbollah-Miliz in der Nähe des Privathauses von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu an der Mittelmeerküste explodierte. In Reaktion darauf berief Netanjahu einen Krisenstab ein, um mögliche Vergeltungsmassnahmen gegen den Iran zu diskutieren. Gleichzeitig eskalierten die Angriffe auf Ziele im Libanon.

Diese Entwicklungen haben die Ängste vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten und einer möglichen Beeinträchtigung der globalen Ölversorgung wieder verstärkt. Gleichzeitig bemühen sich die USA, Israels engster Verbündeter, weiterhin um diplomatische Lösungen. Präsident Joe Biden deutete am Wochenende an, dass er über Informationen zu Israels Plänen verfüge, gab jedoch keine Einzelheiten bekannt.

„Es scheint, als ob der Markt das Risiko eines israelischen Angriffs auf den Iran zumindest bis zu den US-Wahlen am 5. November als gering einschätzt“, erklärt die Marktanalystin Vandana Hari von Vanda Insights. Sie erwartet einen volatilen Handel, da der Ölmarkt auf klare Signale für eine Aufwärts- oder Abwärtsbewegung warte.

Einen möglichen Impuls könnte China liefern. Die chinesische Zentralbank senkte am Montagmorgen die Leitzinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Diese Massnahme war Teil eines umfassenderen Konjunkturpakets, doch wurden die jüngsten Schritte der chinesischen Regierung von den Märkten, insbesondere dem Ölmarkt, eher skeptisch bewertet. Die Wirtschaftsdaten für das dritte Quartal zeigten, dass das Wachstum in China so niedrig war wie seit Anfang 2023 nicht mehr, was jegliches bullishes Momentum derzeit unterdrückt.

Börsendaten 21.10.2024 um 08:50

ICE-Gasoil November : 653.25

ICE-Brent Dezember: 73.45

NY-Rohöl WTI November: 69.69

US-Dollar/CHF: 0.8657

Rheinfracht nach Basel: 18.00